#BühneWarFake

Anleitung für eine Per­for­mance | Urauf­führung 15. April 2016, Cabaret Voltaire, Birth­place von #DADA, Spiegel­gasse 1, Zürich | PS: ganz in der tra­di­tion, wie auch emmy und hugo gear­beit­et haben: am mor­gen kam die anfrage für einen beitrag via eMail, am nach­mit­tag entwick­elte ich diesen vorschlag, am abend wurde die per­for­mance ab diesem video an der spiegel­gasse 1 gezeigt. ich selb­st war gar nicht (mehr) dort ;-)

ein synchron-gedicht

(ste­hen sie auf. lesen sie laut mit! LAUT!)

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

bühne war schon immer fake
bühne war fake

und siehe, das war gut so
bühne war fake

schaus­piel­er stellen ihr spiel zur schau
zuschauer schaut­en ihre fan­tasie dazu
bühne war fake

wer wahrheit ruft der lügt bes­timmt
wahr ist nur der erk­lärte fake
bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

für emmy und hugo war bühne noch ort
sie spuck­ten es aus, das elende wort
fort. fort. NIE WIEDER. wort
bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

gad­ji­i­i­i­i­i­i­ii beribim­ba
glan­dri­di laula lon­ni cadori
gad­ja­ma gram­ma beri­da bim­bala

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

ich will keine worte
keine
worte
keine von andern
worte sind unfug. fügun­gen ander­er

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

diese ver­maledeite sprache
an der schmutz von mak­ler­hän­den klebt
das wort will ich haben
wo es aufhört
wo es anfängt
das wort, das wort, das weh ger­ade an diesem ort

gad­ji­i­i­i­i­i­i­ii beribim­ba
glan­dri­di laula lon­ni cadori
gad­ja­ma gram­ma beri­da bim­bala

bühne ist fake
bühne ist fake
bühne ist fake

die sprache ist weg
das wort ist fort
bleibt der krieg. der war. um bühne

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

wo ist denn nun die bühne?
hier?
dort?
fort!

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

#aufmerk­samkeit­skun­st
#auss­chaltver­mei­dung
#METAgoal

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

we love to enter­tain you
unter hal­tung
unter hal­tung
unter hal­tung

ich brauch keine bühne
keine von andern
mein eigenes the­ater
mit req­ui­siten und vorhang da. zu.

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

diese ver­maledeite bühne
an welch­er sklaven­ket­ten von unter­hal­tern hängt
die bühne will ich haben, wo sie aufhört und wo sie anfängt

und wenn eine schwingung sieben jahre lang ist
will ich füglich eine sieben jahre lange bühne
die bühne von rené scheu beste­ht aus -
vier spal­ten

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

die bühne, bühne das weh!weh!weh!
ganz beson­ders an diesem ort

bühne war fake
bühne war fake
bühne war fake

gad­ji­i­i­i­i­i­i­ii beribim­ba
glan­dri­di laula lon­ni cadori
gad­ja­ma gram­ma beri­da bim­bala

Aktuelle Bezüge

Ste­fan M. Sey­del, aka sms, aka sms2sms in «Zürcher Fest­spiel 1901″ (2019):
Twit­terWikipediaYoutube (aktuell), Sound­cloudInsta­gramSnapchatTik­TokTwitch

Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studi­um der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Sozialar­beit­er, Kün­stler.

Ausstel­lun­gen und Per­for­mances in der Roy­al Acad­e­my of Arts in Lon­don (Frieze/Swiss Cul­tur­al Fund UK), im Deutsches His­torisches Muse­um Berlin (Kura­tion Bazon Brock), in der Cryp­ta Cabaret Voltaire Zürich (Kura­tion Philipp Meier) uam. Gewin­ner Migros Jubilée Award, Kat­e­gorie Wis­sensver­mit­tlung. Diverse Ehrun­gen mit rocketboom.com durch Web­by Award (2006–2009). Jury-Mit­glied “Next Idea” Prix Ars Elec­tron­i­ca 2010. Pen­delte bis 2010 als Mach­er von rebell.tv zwölf Jahre zwis­chen Bodensee und Berlin. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Infor­ma­tion auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Ver­lag Ham­burg. Ruhen­des Mit­glied im P.E.N.-Club Liecht­en­stein. Er war drei Jahre Mit­glied der Schulleitung Gym­na­si­um Kloster Dis­en­tis. Seit Ende 2018 entwick­elte er in Zürich-Hot­tin­gen in vie­len Live-Streams – u.a. in Zusam­me­nar­beit mit Sta­tis­tik Stadt Zürich und Wiki­me­dia Schweiz – den Work­flow WikiDienstag.ch, pub­lizierte während der Coro­na-Krise in der NZZ einen Text über Wikipedia, ini­ti­ierte das #PaulWat­zlaw­ick-Fes­ti­val 2020 und schreibt aktuell an: #DataL­it­er­a­cy – Ele­mente ein­er Kul­tur­form der Dig­i­tal­isierung im Carl Auer Ver­lag, Hei­del­berg. Im Juli 2020 kehrt er mit seinem 1997 gegrün­de­ten Unternehmen (Spin-Off mit Aufträ­gen der FH St. Gallen, Gesund­heits­di­rek­tion Kan­ton St. Gallen, Bun­de­samt für Gesund­heit (BAG) und der EU aus ein­er Anstel­lung als Leit­er Impuls- und Pilot­in­ter­ven­tio­nen für die Aids-Hil­fe St. Gallen/Appenzell) zurück nach Dissent.is/Muster, mit­ten in die Schweiz­er Alpen.

zur über­sicht zum mak­ing of | zum video | urauf­führung: 14.4.2016, spiegel­gasse 1, zurich | Quellen:

Das erste dadaistische Manifest
Zuerich, 14. Juli 1916

Dada ist eine neue Kun­strich­tung. Das kann man daran erken­nen, daß bish­er nie­mand etwas davon wußte und mor­gen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furcht­bar ein­fach. Im Franzö­sis­chen bedeutet’s Steck­enpferd. Im Deutschen heißt’s Addio, steigts mir den Rück­en runter. Auf Wieder­se­hen ein ander­mal! Im Rumänis­chen: »Ja wahrhaftig, Sie haben recht, so ist’s. Jawohl, wirk­lich, machen wir.« Und so weit­er.

Ein inter­na­tionales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewe­gung. Sehr leicht zu ver­ste­hen. Es ist ganz furcht­bar ein­fach. Wenn man eine Kun­strich­tung daraus macht, muß das bedeuten, man will Kom­p­lika­tio­nen weg­nehmen. Dada Psy­cholo­gie, Dada Deutsch­land samt Indi­ges­tio­nen und Nebelkrämpfen, Dada Lit­er­atur, Dada Bour­geoisie, und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer mit Worten, aber nie das Wort sel­ber gedichtet habt, die ihr um den nack­ten Punkt herumdichtet. Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Rev­o­lu­tion und kein Anfang, Dada ihr Fre­unde und Auchdichter, aller­w­erteste, Man­u­fak­tur­is­ten und Evan­ge­lis­ten Dada Tzara, Dada Huelsen­beck, Dada m’da­da, Dada m’da­da Dada mhm, dada dera dada Dada Hue, Dada Tza.

Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man berühmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Ges­tus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn. Bis zur Bewußt­losigkeit. Wie kann man alles Jour­nalige, Aalige, alles Nette und Adrette, Bornierte, Ver­moral­isierte, Europäisierte, Enervierte, abtun? Indem man Dada sagt. Dada ist die Welt­seele, Dada ist der Clou. Dada ist die beste Lilien­milch­seife der Welt. Dada Herr Rubin­er, Dada Herr Kor­ro­di. Dada Herr Anas­ta­sius Lilien­stein.

Das heißt auf Deutsch: Die Gast­fre­und­schaft der Schweiz ist über alles zu schätzen. Und im Ästhetis­chen kommt es auf die Qual­ität an.

Ich lese Verse, die nichts weniger vorhaben als: auf die[39] kon­ven­tionelle Sprache zu verzicht­en, ad acta zu leg­en. Dada Johann Fuchs­gang Goethe. Dada Stend­hal. Dada Dalai Lama, Bud­dha, Bibel und Niet­zsche. Dada m’da­da. Dada mhm dada da. Auf die Verbindung kommt es an, und daß sie vorher ein bißchen unter­brochen wird. Ich will keine Worte, die andere erfun­den haben. Alle Worte haben andre erfun­den. Ich will meinen eige­nen Unfug, meinen eige­nen Rhyth­mus und Vokale und Kon­so­nan­ten dazu, die ihm entsprechen, die von mir selb­st sind. Wenn diese Schwingung sieben Ellen lang ist, will ich füglich Worte dazu, die sieben Ellen lang sind. Die Worte des Her­rn Schulze haben nur zweiein­halb Zen­time­ter.

Da kann man nun so recht sehen, wie die artikulierte Sprache entste­ht. Ich lasse die Vokale kobolzen. Ich lasse die Laute ganz ein­fach fall­en, etwa wie eine Katze miaut… Worte tauchen auf, Schul­tern von Worten, Beine, Arme, Hände von Worten. Au, oi, uh. Man soll nicht zu viel Worte aufkom­men lassen. Ein Vers ist die Gele­gen­heit, allen Schmutz abzu­tun. Ich wollte die Sprache hier sel­ber fall­en lassen. Diese ver­maledeite Sprache, an der Schmutz klebt, wie von Mak­ler­hän­den, die die Münzen abge­grif­f­en haben. Das Wort will ich haben, wo es aufhört und wo es anfängt. Dada ist das Herz der Worte.

Jede Sache hat ihr Wort, aber das Wort ist eine Sache für sich gewor­den. Warum soll ich es nicht find­en? Warum kann der Baum nicht »Plu­plusch« heißen? und »Plu­plubasch«, wenn es gereg­net hat? Das Wort, das Wort, das Wort außer­halb eur­er Sphäre, eur­er Stick­luft, dieser lächer­lichen Impotenz, eur­er stu­pen­den Selb­stzufrieden­heit, außer­halb dieser Nachred­ner­schaft, eur­er offen­sichtlichen Beschränk­theit. Das Wort, meine Her­ren, das Wort ist eine öffentliche Angele­gen­heit ersten Ranges.

Gadji beri bimba 

ist ein Lautgedicht von Hugo Ball (1886–1927), einem der Mit­be­grün­der der ZürcherDada-Bewe­gung. Es zählt zu den ersten dadais­tis­chen Gedicht­en, die im Cabaret Voltaire vor­ge­tra­gen wur­den. (Wikipedia)

gad­ji beri bim­ba glan­dri­di laula lon­ni cadori
gad­ja­ma gram­ma beri­da bim­bala glan­dri galas­sas­sa lauli­talo­mi­ni
gad­ji beri bin blas­sa glas­sala laula lon­ni cador­su sas­sala bim
gad­ja­ma tuffm i zimza­l­la bin­ban gligla wowoli­mai bin beri ban
o kat­alom­i­nai rhi­noze­rosso­la hop­samen lauli­talo­mi­ni hoooo
gad­ja­ma rhi­noze­rosso­la hop­samen
bluku terul­lala blaulala loooo

zimz­im urul­lala zimz­im urul­lala zimz­im zanz­ibar zimza­l­la zam
eli­fan­tolim brus­sala bulomen brus­sala bulomen trom­ta­ta
velo da bang band affa­lo purza­mai affa­lo purza­mai lenga­do tor
gad­ja­ma bim­ba­lo glan­dri­di glas­sala zing­ta­ta pim­pa­lo ögrögöööö
vio­la lax­a­to vio­la zim­bra­bim vio­la uli palu­ji mal­ooo

tuffm im zim­bra­bim negra­mai bum­ba­lo negra­mai bum­ba­lo tuffm i zim
gad­ja­ma bim­bala oo beri gad­ja­ma gaga di gad­ja­ma affa­lo pinx
gaga di bum­ba­lo bum­ba­lo gad­ja­men
gaga di bling blong
gaga blung